BLEIBEN WIR DOCH SACHLICH.

2021-10-08T12:42:12+02:007. Oktober 2021|

Oft gehört – selten gelebt. Wie professioneller Umgang mit Emotionen in Konfliktsituationen helfen kann.

WENN ES KRACHT.

Konfliktbereinigungen gehören zum Kerngeschäft von Juristi:nnen. Im Tagesgeschäft handelt es sich hierbei meist um die institutionelle Beilegung von Konflikten. Sei es durch Anrufung eines Gerichtes, einer übergeordneten Instanz oder durch die Beilegung einer Streitigkeit bereits im Vorfeld – eben durch Beiziehung eines Rechtsprofis.

Emotionen sind oft wesentlicher Bestandteil von Konflikten. Diese bzw. der professionelle Umgang damit sind auch wesentlicher Bestandteil der Konfliktlösung. Kommunikation im Konfliktfall ist nicht zuletzt ein fließendes Wechselspiel der Emotionen – sowohl der eigenen, als auch jener des Konfliktpartners/der Konfliktpartnerin. Die Emotionen des einen Konfliktpartners/der einen Konfliktpartnerin beeinflussen auch die Emotionen des/der anderen (Ursache und Wirkung-Zusammenhang mit Rückkopplungsschleifen. Hier wird vom systemischen Zusammenhang gesprochen).

FIRST AID.

Die Frage ist nun, wie geht man mit den eigenen Emotionen um, sodass der Kopf frei bleibt. Wie geht man mit Emotionen Anderer um, die das eigene Befinden beeinträchtigen könnten.

  • Bewusstes Wahrnehmen der eigenen Emotionen bzw. des von anderen Menschen ausgesandten Emotionssignals. Dieses beeinflusst, wie wir Worte und Taten unseres Gegenübers interpretieren. Paul Ekman (2007) sagt: „Emotionen sind nun einmal keine Privatangelegenheiten. Die meisten unserer Gefühle lassen über ein charakteristisches Signal andre wissen, was wir empfinden“. Vorsicht ist aber bei der Ursachendeutung geboten. Wenn wir wahrnehmen, dass sich jemand ärgert, dann wissen wir oft – aber nicht automatisch – was die Ursache dafür ist. Missinterpretationen, der berühmte „Othello-Fehler“, führen im besten Fall zu einem aneinander vorbeireden, im schlimmsten Fall, heizen sie den Konflikt weiter an. Wenn wir uns selber ärgern, dann macht es Sinn, uns zu fragen, was hat uns dahin gebracht und „die eigenen roten Knöpfe“ zu identifizieren.
  • Die Fähigkeit, die eigene emotionale Stabilität wiederzuerlangen. In der Resonanzmethode wird das „Innerer Zustand“ genannt. Je früher die störende Emotion wahrgenommen wird, desto schneller ist Erreichung dieses inneren Zustandes naturgemäß möglich. Die hohe Kunst des Emotions- und Konfliktmanagements besteht darin, die eigene emotionale Stabilität dauerhaft halten zu können. Besonders in Fällen, wo das Gegenüber die Contenance vielleicht bereits verloren hat, ist das von großer Bedeutung. Ein stabiler innerer Zustand ermöglicht es, dass die Ruhe im Umgang mit der Konfliktsituation sich auf das Gegenüber ausbreitet. Im Optimalfall wird Resonanz erreicht – ein sachlicher Umgang der Beteiligten miteinander in der Streitfrage – ohne negativer Begleit- oder Endgefühle.
  • Der achtsame Umgang mit der Sprache gibt uns weitere Möglichkeiten, Konflikte zu deeskalieren bzw. erst gar nicht entstehen zu lassen. Das Metamodell der Sprache oder die Regeln nach dem Modell der gewaltfreien Kommunikation (Marshall B. Rosenberg) sind gute Wegweiser zum bewussten Gebrauch der Sprache – auch in schwierigen Situationen. Somit wird es einfacher, emotionale Stabilität zu halten bzw. erforderlichenfalls wiederzuerlangen.

Emotionen sind Reaktionen auf Ereignisse, die für uns wichtig sind. Sie erweisen uns in vielen Situationen gute Dienste, manchmal sogar lebensrettende. Sie bringen uns aber auch manchmal in Schwierigkeiten, wenn wir oder andere unverhältnismäßig agieren oder reagieren. Die gute Nachricht ist aber, dass man lernen kann, damit umzugehen.

 

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